Kosten einer Facharbeiterstunde am Beispiel Schreinerhandwerk
Wenn man sich auf die Durchschnittszahlen des Schreinerhandwerks beruft, dann ergibt sich aktuell ein Stundensatz von 68 EUR inkl. Mehrwertsteuer. Das ist schon viel Geld, wenn mann bedenkt, dass dem Gesellen davon Netto ca. 10 EUR übrig bleiben. So setzt sich der Stundensatz zusammen:
Kurze Erläuterung was in den einzelnen Bereichen enthalten ist:
- Bruttolohn Geselle: Der Stundenlohn des Gesellen, der zur Ermittlung seines Bruttolohns herangezogen wird.
- Lohnbezogene Gemeinkosten: Der Arbeitgeber macht noch Zuzahlungen zum Bruttolohn: Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Umlagen für Krankheit, Mutterschaft und Insolvenzgeld, Unfallversicherung und noch ein bisschen mehr.
- Buchgemeinkosten: Hier sind die betrieblichen Kosten enthalten: Werkzeuge, Maschinen, Gebäude, Kfz, Bürokosten: Alles was nötig ist, damit ein(e) Facharbeiter(in) seine (ihre) Arbeit erledigen kann
- kalkulatorische Kosten: Handwerksbetriebe sind oft als Einzelfirmen geführt. Das heisst, dass der Chef keinen Lohn erhält, sondern das was er selber zum Leben braucht in die Preise einkalkuliert. Wenn das Gebäude des Betriebes dem Chef gehört, stecken hier auch die Rücklagen für Reparaturen am Gebäude drin.
- Wagnis und Gewinn: Der kleinste Teil des Stundensatzes. Rücklagen für schlechte Zeiten und all die Probleme die im täglichen Leben auftauchen und Geld kosten.
- Mehrwertsteuer: Den drittgrößten Posten am Stundensatz gönnt sich der Staat. Bitte nicht verwirren lassen: In der Grafik habe ich den Bruttolohn als 100% angenommen und daran haben 19% Mehrwertsteuer einen Anteil von 16%. Willkommen in der Hölle des Prozentrechnens.
Die angegebenen Zahlen sind als Richtwerte zu verstehen. Der Stundenverrechnungssatz eines Betriebes ist von vielen individuellen Faktoren abhängig, z.B. Betriebsausstattung, Maschinenausstattung, Marktauftritt.
Noch ein Wort zum Gewinn: Pro Stunde sind das etwa 5 Euro. Bei 1500 Stunden pro Facharbeiter, die der Handwerksmeister an seine Kunden verkaufen kann (der Rest ist Urlaub, Krankheit usw.), dann bleiben im Jahr gerade mal 7500 EUR als "Luft" für Schwierigkeiten übrig. Angesichts der Komplexität auf deutschen Baustellen meiner Meinung nach eher zu wenig als zu viel.
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